Eine perfekte Show zur Eröffnung der 19. internationalen Wiehler Jazztage: das legendäre Pasadena Roof Orchestra. Mit Swing, der in die Beine geht, und Melodien, die zum Träumen einladen, brachte das Pasadena Roof Orchestra gute Stimmung in die Wiehltalhalle, die fast ausverkauft war.
Mühelos gelang es dem Sänger und künstlerischem Leiter des Orchesters, Duncan Galloway, mit seiner Stimme und dem unwiderstehlichen Charme eines „british gentleman“ das Publikum um den Finger zu wickeln. Dazu der runde Sound des Orchesters, der erwachsen ist aus der langjährigen professionellen Zusammenarbeit des festen Ensembles, dessen Mitglieder perfekt aufeinander abgestimmt sind. Besser konnten die Jazztage nicht starten.
Kulturkreisvorsitzender Dr. Erwin Kampf sagte zur Eröffnung der 19. internationalen Wiehler Jazztage „Kultur ist sehr schön, macht aber unendlich viel Arbeit“ – so sind auch dieses Jahr wieder viele fleißige Helfer am Werk, um die Wiehler Jazztage zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen. Natürlich liegt dies hauptsächlich an den Künstlern, die in den nächsten Tagen begeistern sollen und werden. Bürgermeister Werner Becker-Blonigen sagte auch weiterhin die Unterstützung der Stadt zu und hofft, in seiner aktiven Zeit noch das 25. Jazzfestival eröffnen zu können.
Am Freitagabend verzauberten elf Herren in feinen Jacketts mit Blume am Revers und brillanter Musik das Publikum in der Wiehltalhalle. Swing, Ragtime und andere Tanzstücke aus den 20er und 30er Jahren ließen schnell den Funken überspringen. Das besondere an diesem Orchester: sie spielen die Stücke nach original Arrangements aus den 20er- und 30er-Jahren. Diese Arrangements für Swing- und Tanztitel aus der Hochzeit einer vergangenen Ära fand Bäckermeister John Arthy 1969 auf einem Dachboden in Manchester. Inspiriert davon gründete der passionierte Bass- und Sousaphone-Spieler mit befreundeten Musikern das Pasadena Roof Orchestra. Aus der Gründungszeit ist Keiner mehr dabei, aber Posaunist Steve Shaw spielt seit 19 Jahren im Orchester und Pianist Simon Townley seit 1992, auch Duncan Galloway war schon 1989 dabei.
Trotz einiger Musikerwechsel blieb das Pasadena Roof Orchestra immer stilsicher, da die instrumentale und entertainerische Klasse der einzelnen Mitglieder durchweg extrem hoch blieb. Das Pasadena Roof Orchestra ist für junge aufstrebende Musiker dadurch natürlich eine besondere Eintrittskarte in die Profimusiker-Welt. Wer hier mitspielen durfte, hat eine besondere Vita vorzuweisen. Immer wieder zeigte das Orchester auch in Wiehl, wie gut sie aufeinander eingespielt sind. Dabei begeisterte jeder mit solistischen Einlagen. Trompeter Ben Cummings – der jüngste in der Riege – unter anderem bei Gershwins „S’wonderful“ oder auch Schlagzeuger John Watson, der bei „Golden wedding“ die Bühne für sich alleine hatte.
Es wurde nie eintönig bei diesem Konzert und die alte Musik wirkte keineswegs verstaubt. Mit den solistischen Einlagen, dem homogenen Spiel des Orchesters und diversen Gags von Orchesterleiter Duncan Galloway erlebten die Gäste ein kurzweiliges Konzert. Mit „Wie alle Engländer nehmen wir hinter der Bühne eine Tasse Tee mit Milch“ kündigte er die Pause an und auch der Hinweis auf die ausliegenden CDs und DVD – insgesamt 40 Tonträger haben sie schon bespielt – wurde in eine humoristische Geschichte verpackt. Duncan Galloway ist der Entertainer schlechthin.
Ein Raunen ging bei diversen Stücken durch das Publikum, so auch bei „Sweet Georgia Brown“ bei dem John Boston auf dem Tenorsaxophon glänzte. „Just a gigolo“ präsentierte Sänger Duncan Galloway besonders gefühlvoll. Dabei wurde er zunächst von Bass (David Berry) und Schlagzeug (John Watson) zart begleitet. Etwas dynamischer wurde es nach Einsatz von Piano (Simon Townley) und der Trompeten-Posaunen-Fraktion: David Ford, Ben Cummings und Steve Shaw. Im Saxophon-Dreierpack traten Sam Bullard, Dai Pritchard und John Boston bei „Sugar foot stomp“ nach vorne. Die drei wechselten auch immer mal wieder zwischenzeitlich zur Klarinette. Grandios, wie perfekt die Einsätze erfolgten.
Mehr im Hintergrund hielt sich Gitarrist Graham Roberts, der aber in der „Pasadena-Roof-Orchestra-Hotsi-Totsi-Band“, der „Elitär Unit“ mit seinen Einlagen auf dem Banjo verzückte. Diese Kleinformation, bestehend aus Steve Shaw (Posaune), Dai Pritchard (Klarinette), Graham Roberts (Banjo), David Berry (Sousaphone), Ben Cummings (Trompete) und John Watson (Snare Drums) bot ein grandioses „Rosetta“.
Ob einzeln, in einer kleineren Gruppe oder im Gesamten – die elf Musiker bewiesen immer wieder: „Rhythm is our business“!. Nicht umsonst heißt die neue CD „Roots of swing“, sind doch ihre Arrangements noch den alten Wurzeln des Swing entsprechend. Benannt wurde das Orchester nach dem Lied „Home in Pasadena“, mit dem sie sich nach einen mehr als gelungenen Abend verabschiedeten.
Ein kleines Zusatzkonzert wurden den Helferinnen und Helfern sowie den Gewinnern der Konzert-Eintrittskarten nach dem swingenden Konzert im Hotel Platte geboten. Hier jazzte es heftig mit dem Quartett um Flügelhornspieler Martin Zobel. Mit „Samba for Carmen“ oder auch „Midnight voyage“ begeisterten Hendrik Großmann (Bass), Ulrich Rasch (Piano), Martin Thissen (drums) und Martin Zobel (Flügelhorn) bis spät in die Nacht.
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Fotos: Christian Melzer
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