In sein Programm „Nur das Beste“ packte Thomas Freitag am Freitagabend in der Wiehltalhalle aus seiner ganz eigenen Prioritäten-Kiste die Programmpunkte aus. Mit Texten aus seinen Programmen seit 1976 bot er einen ausgiebigen und interessanten Kabarettabend, bei dem die Zuschauer einige der schönsten Stücke deutscher Kabarettgeschichte nochmals erleben konnten. Bezüge zum aktuellen Zeitgeschehen kamen dabei keinesfalls zu kurz.
Thomas Freitag ist facettenreich. Da zitiert er Kleists „Anekdote aus dem letzten Preußischen Kriege“ und kurz darauf ergründet er als Reich-Ranicki mit reichhaltigen Verrenkungen das Lied „Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen“. Seinen Streifzug durch 14 Solo-Programme hing der 60-Jährige an einem Schreiben der Deutschen Rentenversicherung auf. Es galt, bei der Anstalt nicht dokumentierte Zeitlücken zu schließen. Also wühlte Thomas Freitag in Kisten, die gefüllt waren mit Behördenbriefe, Rezepten und sonstigen Dokumenten.
Er gab den Rentner, der nur noch Vogelhäuschen baut. Die Beichte des Bank-Angestellten Frank Weber, die eher der Pfarrer nutzte, um Dampf abzulassen. Zudem begegnete der Bankangestellte Weber irrtümlich dem Tod als er flüchtete, weil er seiner Angebeteten keine Geschichten über Weltreisen sondern nur über seine Guppies bieten konnte. Oder Helmut Kohls unbekannte Zwillingsschwester, die vom Bruder in die DDR abgeschoben wurde, tauchte im Programm auf. Fragen beantwortet sie gerne mit dem Satz: „Ich sag nix!“.
Mit ganz spezieller Ironie stellte Thomas Freitag den Zusammenhang zwischen dem „brennenden Paulinchen“ aus dem „Struwwelpeter“ und dem Kindertod durch Landminen her. Dann wiederum stellte er die Frage: „Hat ein Kabarettist einen eigenen Standpunkt?“ – und wunderte sich weshalb die Masse der Kabarettisten der gescheiterte Hessen-Politikerin Andrea Ypsilanti „einen übergebraten haben“, ohne zu sehen, welch dubiose Politik sie verhindern wollte.
Thomas Freitag, 1950 im hessischen Alsfeld geboren, wollte schon früh Schauspieler werden. Nach dem Abschluss einer Lehre zum Bankkaufmann strebte er dann doch die Bühne an. Schon in seiner Kindheit musste er bei Verwandtenbesuchen irgendwen parodieren. Davon wurden auch die Lehrer nicht verschont, die er gnadenlos nachahmte. Aber er parodiert nicht nur, er ist bissig, er ist komisch – auch wenn er früher etwas dynamischer war und das Programm manchmal etwas schleppend rüber kam. Sein Glanzstück fehlte aber nicht: Die Politiker Franz-Josef Strauß, Herbert Wehner und Willy Brandt, die im Altersheim als prominente Bewohner grantelten und integrierten und schließlich einen vierten Mitbewohner dazu bekamen: Marcel Reich-Ranicki. Ein Klassiker der Stimmenimitation – dabei zeigte Freitag auch sein schauspielerisches Talent.
Thomas Freitag war zwischen 1977 und 1986 Ensemblemitglied am Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Darüber hinaus war er seit 1976 mit bislang 14 Soloprogrammen – von „Ansichten eines Trittbrettfahrers“ 1976 bis „Die Angst der Hasen“ 2007 – in ganz Deutschland unterwegs. Nun gibt er eine Auswahl der besten Programmpunkte dieser Programme im neuen „Nur das Bestef“ – und begeisterte damit auch in Wiehl.
Kulturkreis Wiehl
Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:
Zum Vergrößern der Fotos bitte Vorschaubilder anklicken.
Fotos: Christian Melzer
Schreibe einen Kommentar