Seit 60 Jahren existiert die „Barrelhouse Jazzband“ und hat in der Zeit Jazzgeschichte geschrieben. Sind sie doch seit 1968 Ehrenbürger („Honorary Citizen of New Orleans“) der Stadt New Orleans. Ein wahrhaftiges New Orleans Stück präsentierte die „Barrelhouse Jazzband“ auch gleich zu Beginn ihres Konzertes in der Wiehltalhalle am Jazztage-Sonntag 2013 mit „When my dreamboat comes home“.
Ihr Repertoire ist facettenreich und geht durch die Geschichte des Jazz. Dabei beeindrucken sie zudem mit Kompositionen der Bandmitglieder Horst Schwarz und Reimer von Essen, deren Stücke neue Klangfarben in die Welt des Jazz bringen und zeigen, wie zeitlos aktuell er sein kann. So das „Take Us To The Mardi Gras“ von Schwarz, das auch in New Orleans gespielt wird. Zwischen den Stücken erzählt Reimer von Essen Hintergründe zu deren Entstehung und Auswahl. So wie zu „Moune à ou cé moune à ou“, das von der Insel Gouadeloupe stammt. Die Kreolen waren maßgeblich an der Ausformung des Jazz in seinen ersten Jahren beteiligt. In ihre Musik mischten sich die Rhythmik und die Lebensfreude der Karibik mit einer gewissen Melancholie, wie man sie auch aus anderen südlichen Musikformen kennt. Und auch der Blues ist an diesem Abend in der Wiehltalhalle in den Stücken. „Blues ist die Seele des Jazz und Jazz ohne Blues-Gefühl geht nicht!“ sagt von Essen.
Die Spielweise der „Barrelhouse Jazzband“ ist exzellent und sie haben Spaß dabei. Immer wieder übernimmt einer den Solopart. Beeindruckend ist ein Blick auf die Jahre, in denen die drei Bläser zur „Barrelhouse Jazzband“ stießen: Horst Schwarz ist seit 1959 dabei, Frank Selten seit 1961 und Reimer von Essen seit 1962. Im Vergleich hierzu sind Gitarrist Roman Klöcker (seit 2000 Bandmitglied), Drummer Michael Ehret (seit 2005) und Pianist Christof Sänger (seit 2010) quasi Neulinge. Cliff Soden zupft seit 1989 den Bass und gibt dem Ganzen ein rhythmisch-harmonisches Fundament.
Balladen haben sie dabei, aber auch mitreißende Stücke. Und als Harriet Lewis auf die Bühne kommt steigt die Stimmung noch mehr. „I’m on my way“ – damit kommt die Sängerin ins Programm der „Barrelhouse Jazzband“. Mit ihrer fulminante Stimme und ihre Ausstrahlung nimmt sie das Publikum sofort für sich ein. Sie flirtet mit den Bandmitgliedern, besonders mit Pianist Christof Sänger, und ist die geballte Kraft aus Soul, Witz und Charme. Ihre Mimik ist grandios und ihr Humor steckt an – insbesondere wenn dann das rote Strumpfband unter ihrem Glitzerkleid hervor blitzt, und sie damit ein wenig kokettiert. Aber am beeindrucktesten ist ihre Stimme – sie ist eine explosive Mischung aus Jazz, Blues, Soul und Gospel. Und mit einem Gospel – „Oh when the saints“- verabschieden sich die Sängerin und die exzellente Band nach einem wunderbaren zweieinhalbstündigen Konzert vom Publikum.
Vera Marzinski
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Fotos: Christian Melzer
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