Rasant und amüsant: Oscar Wildes „Bunburysieren“

Mit „Bunbury oder von der Notwendigkeit, Ernst zu sein“ von Oscar Wilde unter der Regie von Estera Stenzel zeigt das Schau-Spiel-Studio Oberberg eine rasante, amüsante Komödie.

Foto: Christian Melzer

„The Importance of Being Earnest“ lautet der englische Titel von Oscar Wildes Verwechslungskomödie. Alle wollen nur eines: E/ernst sein. Oscar Wildes Faszination für Wortspiele zeichnet sich bereits im Titel ab: „Ernst“ bezeichnet zugleich die Eigenschaft „ernst, gewissenhaft“ und den Vornamen „Ernst“. Die Ironie des Titels besteht darin, dass in der Handlung des Stückes nicht die Eigenschaft, sondern der Name „Ernst“ wichtig genommen wird.

Ernst und die Philosophie des „Bunburysierens“ spielen eine große Rolle. Diese Philosophie ist eine ganz besondere – sie ermöglicht ein Doppelleben. Erfinder dieser Philosophie oder auch Lebensart ist Algernon Moncrieff. Um sich seinen gesellschaftlichen und häuslichen Pflichten zu entziehen, schuf er Bunbury, einen schwer erkrankten Freund, der nach Bedarf seine Anwesenheit benötigt. Auch John Worthing hat sozusagen einen Bunbury – der heißt bei ihm Ernst. Sein angeblicher Bruder, dem er immer wieder aus der Patsche helfen muss. Dadurch kann John seinem Landsitz entfliehen und das Nachtleben in der Stadt genießen. So haben die beiden Junggesellen Algernon und John eine ebenso ausgefuchste wie effektive Art und Weise gefunden, sich in der strengen, englischen Gesellschaft ein Stück Freiheit zu erkämpfen. Das „Bunburysieren“ geht so lange gut, bis die beiden Herren sich verlieben – in zwei Frauen, auf die der Name Ernst eine merkwürdige erotische Wirkung hat.

Das Chaos in der Komödie nimmt seinen Lauf, wenn Algernon (Leif Schulmeistrat) vorgibt, Johns (Johannes Schima) Bruder zu sein. Darüber hinaus verliebt sich Algernon in Johns Mündel Cecily (Rosana Schima) und John in Algernons Cousine Gwendolen (Kerstin Schwab). Die jungen Damen haben die Eigenart, nur beim Vornamen Ernst in Wallung zu kommen. Johns Heiratsantrag ist jedoch zum Scheitern verurteilt, denn die standesbewusste Lady Bracknell, die Mutter Gwendolens (Angela Harrock), missbilligt seine dubiose Herkunft – er wurde in einer Reisetasche in Viktoria Station gefunden. So kommt es im Stück zu immer mehr Verwicklungen. Die Ruhe selbst sind die beiden Diener Lane (Ferdinand Feldmann) und Merriman (Hans-Gerd Pruß). Pfarrer Canonicus Chasuble (Thomas Knura) spricht stets in einem salbungsvollen Predigerton und ist nicht abgeneigt von der Gouvernante Miss Prism (Yvonne Gronenberg). Regisseurin Estera Stenzel hat die Oscar Wilde Komödie – aus dem Englischen von Marius von Mayenburg – mit dem Wiehler Ensemble hervorragend umgesetzt. Besonders herausragend Leif Schulmeistrat, der den Algernon sehr arrogant und dennoch pfiffig gibt und Angela Harrock als Lady Bracknell – sehr authentisch und mit brillanter Mimik. Die jungen Darstellerinnen Kerstin Schwab und Rosana Schima zeigen viel Potential in der Umsetzung ihrer Rollen und können überzeugen.

Die in Rumänien geborene Schauspielerin, Regisseurin, Dozentin, Coach und Autorin, Estera Stenzel wohnt seit einem halben Jahr in Wien und konnte nur in den Ferien – Weihnachten, Karneval und Ostern – bei den Proben dabei sein. In Angela Harrock, hatte sie eine Regieassistenz, die die Zwischenzeiten überbrückte. Die schwärmte auch von den bisher von Stenzel in Wiehl inszenierten Stücken. Bereits zum fünften Mal ist Stenzel in Wiehl – schon 2002 begeisterte sie mit Ephraim Kishons heiterem Trauerspiel „Es war die Lerche“.

Der wortgewaltige Theatertext bei Tee und Gurkensandwich, den der Autor Oscar Wilde selbst als „Eine triviale Komödie für ernsthafte Menschen“ bezeichnete, ist ein Amüsement auf hohem intellektuellem und darstellerischem Niveau. Die Wiehler Inszenierung ist noch an folgenden Terminen im Schau-Spiel-Studio Oberberg zu sehen:

So. 19.04. (18 Uhr ) / Mi. 22.04./ Fr. 24.04. / Sa. 25.04. (jeweils 20 Uhr) / So. 26.04. (18 Uhr) / Mi. 29.04. / Fr. 01.05. / Sa. 02.05. (jeweils 20 Uhr) / So. 03.05. (18 Uhr) / Fr. 08.05. und Sa. 09.05. (jeweils 20 Uhr) / So. 10.05. (18 Uhr).

Vera Marzinski

Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:

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Fotos: Christian Melzer

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