„Freche Virtuosen“ im Kammerkonzert

Frech können auch Meister sein – einiges über die Komponisten der Konzertstücke an diesem Abend, erfuhren die Gäste im Foyer der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden in Wiehl. Aber nicht nur unterhaltsame Informationen wurden geboten, die Musiker der „Stuttgarter Kammersolisten“ waren hervorragend und präsentierten die Stücke mit genialer Spielfreude.

Stuttgarter Kammersolisten – Foto: Christian Melzer

Seit zehn Jahren musizieren sie gemeinsam, die „Stuttgarter Kammersolisten“. Ihr Markenzeichen sind Enthusiasmus und Neugierde – das konnte auch das Wiehler Publikum erspüren. Jedes Stück brillant vorgetragen mit technischer Perfektion. Die fünf Musiker hauchten ihren Instrumenten freudig und spannungsreich Leben ein. Hans-Peter Fink (Flöte), Hans-Jörg Alber (Oboe), Max Oberroither (Horn), Uschi Dahlhausen (Klarinette) und Oliver Hasenzahl (Fagott und Moderation) bilden gemeinsam die „Stuttgarter Kammersolisten“.

Kenntnisreich und unterhaltsam moderierte Oliver Hasenzahl durch das Programm. Besonders seine Ausführungen zu Carl Nielsens 22-minütigen „Quintett op. 43“ erschloss den Zuhörern in hervorragender Weise den Zugang zu dieser Komposition. Es war nämlich ein Zufall, dass Carl Nielsen diese Komposition erschuf. Er hörte das Kopenhagener Bläserquintett und wollte für sie etwas schaffen. Nach einem „Allegro ben moderato“ folgte ein „Menuett“ ganz im Geiste Mozarts und zum Abschluss das „Praeludium-Tema con variazioni“. Der letzte Teil beginnt schrill, fast schreiend. Laut Oliver Hasenzahl ging es Nielsen damals nicht so gut und genau das hat er in 25 Takte hineinkomponiert. Darauf folgt aber ein Part, der tiefe Geborgenheit ausdrückt – „Jesus lass mein Herz Dich lieben“. Anschließend daran Variationen mit unterschiedlichen Charakteren. Zudem auch noch eine besondere Herausforderung für das Fagott. Eigentlich kann mit dem Instrument bis kontra b gespielt werden – Nielsen schrieb hier ein kontra a für die Fagott, somit einen Halbton tiefer. Doch auch das war für Oliver Hasenzahl machbar – mit einer kleinen Papierrolle im Instrument.

Ein frecher Virtuose war auch Mozart, denn die Herausforderung des schnellen Spiels, wie in der Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“ mutete er den Musikern zu. Ludwig van Beethoven komponierte mit 22 Jahren das „Quintett Es-Dur op. 103“. Hier folgte auf ein schwingendes Allegro ein Andante, dann ein Menuetto mit einem verschmitztem frechen Frage-und-Antwort-Spiel der Instrumente und zum Abschluss als virtuoser Rausschmeißer ein Presto.

Die „Stuttgarter Kammersolisten“ boten einen abwechslungsreichen Musikabend auf höchstem Niveau. 2000 gründeten sie das Ensemble anlässlich eines Musikfestivals. Seitdem gastierten sie in zahlreichen Konzertreihen mit großem Erfolg im In- und Ausland. Der Fagottist, Moderator und musikalische Leiter Oliver Hasenzahl studierte an der Stuttgarter Musikhochschule und spielte unter anderem bei der Jungen Deutschen Philharmonie und dem Philharmonischen Orchester Heidelberg. Klarinettistin Uschi Dahlhausen studierte in Freiburg und ist zudem Mitglied im Ensemble „Klaricanto“. Auch Hans-Jörg Alber spielte mit seiner Oboe nach dem Studium an der Musikhochschule in Frankfurt in verschiedenen Orchestern – zum Beispiel bei den Heidelberger Sinfonikern und den Württembergischen Philharmonikern. Hornist Max Oberroither studierte in München und am Mozarteum in Salzburg. Er ist derzeit Hornist bei den Münchner Symphonikern. Seit 1999 ist Hans-Peter Fink Soloflötist der „Camerata Europeana.

Die exquisiten Kammermusiker führten das Publikum am Samstagabend auf eine Reise quer durch die Jahrhunderte. Den „Slawischen Tanz g-Moll op. 46/8 für Bläserquintett“ von Antonin Dvorák sowie ein Barock-Stück als Zugabe hatten sie dabei. Besonders beeindruckend Astor Piazzollas „Libertango“. Der argentinische Bandeonspieler und Komponist brachte in die Tangomusik Einflüsse aus Klassik und Jazz. Die fünf ambitionierten Musiker, die in idealer Weise aufeinander eingespielt sind, begeisterten auch hier wieder das Publikum im Foyer der Sparkasse.

Vera Marzinski

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Fotos: Christian Melzer

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