Wiehler Jazztage 2008: The Randy Brecker Ensemble

Randy Brecker werde sicherlich beim nächsten Jazzfestival auf der „Hall of Fame“, die im Treppenaufgang zur Wiehltalhalle hängt, verewigt sein, so Jazztage-Organisator Hans-Joachim Klein. Ein fulminantes Konzert bot Randy Brecker mit seinem Ensemble.

The Randy Brecker Ensemble. Fotos: Christian Melzer

So ein Ausnahmetalent tritt natürlich nur mit Ausnahme-Musikern auf. Und die hatte er dabei. Angefangen bei seiner Frau Ava Rovatti am Tenor- und Sopransaxophon, über Bassist Steve LaSpina, Pianistin Jill McCarron bis zu Drummer Steve Johns. Es war ein Konzert der Super-Klasse – aber auch ein Konzert speziell für Jazz-Liebhaber.

Mit einem Stück, dass sowohl auf den Jazz-Pianisten Thelonious Monk, als auch auf den Kontrabassisten Charles Mingus zurückging – „There’s a mingus amonk us“ – startete das grandiose Quintett. Ein überwältigender Beginn für ein ausgezeichnetes Konzert. Natürlich ließ es sich Randy Brecker nicht nehmen das erste Solo zu spielen. Aber er ließ seinen Musikern ausreichend Raum für eigene Soloeinsätze. So begeisterte Ava Rovatti mit ihren Soli auf dem PMauriat-Tenorsaxophon. Aber auch Pianistin Jill McCarron erhielt ausreichend Raum für eigene musikalische Solo-Performance und auch Bassist Steve LaSpina glänzte hier. Besonders kongruent das Spiel von Trompete und Saxophon. Mit wenig Mimik und Gestik funktionierten die Absprachen, die meist spontan erfolgten – so auch beim „Ballad medley“. Randy Brecker wusste was er spielen würde, teilte er dem Publikum vor diesem Medley mit, aber was die restlichen Musikerinnen und Musiker präsentieren würden konnte er nicht sagen – „it’s gonna be a surprise for all of us“.

Randy Brecker

Positive Überraschungen bot das Ensemble kontinuierlich. Nun, bei dieser Riege von Ausnahmemusikern die Randy Brecker mit nach Wiehl gebracht hatte ist das nicht verwunderlich. Angefangen bei seiner Frau Ava Rovatti, eine brillante Musikerin, die herrlicher Töne mit ihrem Saxophon hervorbringt und eine perfekte Improvisation und Interpretation beherrscht. Jeder Solopart von ihr ist ein Genuss. Der ganze Körper ist ins Spiel involviert und ihre nackten Füße tanzen mit – gleich zu Anfang hatte sie sich ihrer hohen Sandaletten entledigt. Gänsehaut erzeugt sie spätestens bei dem von ihr arrangiertem „Over the rainbow“.

Ava Rovatti

Jill McCarron, geboren in Minneapolis begann in Toronto ihre Karriere als Pianistin. Sie gewann dien „Canada Council Grant“ und studierte in New York Jazz. Klavierunterricht hatte sie bereits mit fünf Jahren – bereits da wurde ihr ungewöhnliches Talent bescheinigt. 1995 gewann sie die „Great American Jazz Piano Competion“. Als Solistin spielt sie klassische Selektionen und Jazz mit neu eingefügten Parts. Am Sonntagabend zelebrierte sie mit Wonne ihre Soloparts auf dem Flügel und hatte dabei immer ein Lächeln auf den Lippen. Genial ihr Solo im „Ballad medley“ – dem Jazzstandard von Duke Ellington: „Sophisticated lady“.

Jill McCarron

Steve LaSpina spielte auf vielen der herausragenden weltweiten Jazzfestivals, unter anderem beim North Sea und Umbia Jazz Festival. Seine Klasse erkennt der Zuschauer sofort. Mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit zupft er seinen Bass und gab besonders dem Schlussstück „Cold duck time“ eine außerordentlich funky Note.

„Easy going“ könnte man zum Spiel von Schlagzeuger Steve Johns sagen. Kaugummi kauend spielte er alles gelassen mit und auch bei seinen Soloparts strahlte er die pure Gelassenheit aus. Wenn ein Schlagzeuger so hervorragend sein Instrument bespielt, kann er dies auch mal ganz locker nehmen. Zählt Steve Johns doch zu den dynamischsten Schlagzeugern der heutigen New Yorker Jazzszene und arbeitet seit Jahrzehnten mit „the Who’s Who of the Jazz World“ zusammen. Beim „Corko mio“ – ein auf Cork Island geschriebenes Stück – brilliert er ebenso wie beim „Freefall“ zum Ende des ersten Parts.

Steve LaSpina (Bass) und Steve Johns (Schlagzeug)

Randy Brecker ist ein viel beschäftigter Musiker, und das schon seit über 30 Jahren. Seine Wurzeln liegen im Jazz, aber einer seiner großen Stärken ist die Vielseitigkeit. Auf einer unzähligen Anzahl von Pop-, Rock-, Funk-, Fusion-, Big Band- und Jazzproduktionen ist sein Trompeten- und Flügelhornspiel zu hören. So arbeitete er im Laufe seiner langen Karriere mit vielen Großen Namen des Musikbiz zusammen. Aber auch in seinem Randy Brecker Ensemble vereinen sich grandiose Musiker, die explosive Funkmusik und intensive Soulballaden darboten. Dabei mit Schwerpunkt auf Improvisation und Soli in einer fabelhaften Mischung – emotional, explosionsartig, schnell und auch laid-back. Der Name Randy Brecker gehört eindeutig in die „Hall of Fame“ der Wiehler Jazztage.

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Fotos: Christian Melzer

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