Am 10. Oktober 2024 lud das Netzwerk „Wiehl vernetzt“ zu einer besonderen Veranstaltung in die Volksbank Wiehl ein. Unter dem Titel „Diagnose alt – Vorurteile auf Rezept“ wurde ein Thema behandelt, das jeden betrifft: die Zukunft des Alter(n)s. Prominenter Gast des Abends war der Kölner Kabarettist Jürgen Becker, der mit seinem pointierten Vortrag die rund 120 Gäste zum Lachen, Nachdenken und Diskutieren brachte.
Jürgen Becker eröffnete den Abend mit einem Blick auf die Unwägbarkeiten des Lebens: „Alles ist ungewiss – die Lieferketten, unser Wohlstand, der Frieden, unser Klima. Aber das war es schon immer! Die Zukunft war und ist immer ungewiss.“ Dabei nahm Becker insbesondere die Digitalisierung ins Visier: „Man will uns weismachen, dass sie die Lösung für alle Probleme ist. Aber der Mensch ist Natur – und keine Technik wird ihn retten, wenn er die Natur zerstört.“
Neben scharfer Kritik an Missständen, wie dem Personalmangel im Pflegebereich oder einer profitorientierten Gesundheitsversorgung, brachte Becker auch Zuversicht ins Spiel: „Mit Humor, Haltung und Hoffnung geht noch was.“ Seine humorvolle Herangehensweise an ernste Themen begeisterte das Publikum und lieferte eine inspirierende Grundlage für die anschließenden Beiträge.
Nicole Meyer, Leiterin der Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren (AGewiS), fragte in ihrem Impulsvortrag: „Wann bin ich alt?“ Die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt dies zwar mit 65 Jahren fest, doch Meyer plädierte für einen individuellen Blick: „Entscheidend ist, wie wir uns fühlen, wer wir sind und was wir tun.“ Alter sei kein Stempel, sondern ein neuer Lebensabschnitt voller Chancen und Möglichkeiten. Es liege an jedem Einzelnen, diese bewusst zu nutzen.
In der abschließenden Expertenrunde kamen verschiedene Perspektiven auf das Alter zur Sprache. Herr Lux von der Alzheimer Gesellschaft berichtete von seiner persönlichen Erfahrung mit der Demenzerkrankung seines Vaters. Trotz der schwierigen Situation fand er Momente der Freude und zeigte auf, wie wichtig ein Netzwerk für pflegende Angehörige ist.
Dr. Jülich stellte die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) vor. Ziel dieser Arbeit sei es, Menschen in ihrer letzten Lebensphase schmerz- und angstfrei zu begleiten und zugleich ihre Angehörigen zu unterstützen. Diese „ummantelnde“ Fürsorge sei ein essenzieller Bestandteil einer menschenwürdigen Medizin.
Elke Bergmann von der Senioren- und Pflegeberatung der Stadt Wiehl (OASe) schloss den Abend mit einem eindringlichen Appell: „Menschen brauchen Menschen. Das wahre Leben findet offline statt. Aber es erfordert Mut, die Wohnung zu verlassen, um etwas gegen Einsamkeit zu tun. Nur dann können Netzwerke wie unseres helfen.“
Die Veranstaltung war ein inspirierender und informativer Abend, der auf humorvolle und tiefgründige Weise das Alter aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtete. Die Botschaft war klar: Alter ist keine Krankheit, sondern ein Lebensabschnitt, der Wachstum, Entwicklung und Begegnung ermöglicht – wenn wir die Chancen ergreifen.
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