Begeisterte Zuschauer strömten am Freitagabend aus der Premiere der Uraufführung „Die Wiehlness-Oase“ im Schau-Spiel-Studio Oberberg. Eine witzige, tiefgründige und moderne Beziehungskomödie – geschrieben vom Ensemblemitglied Johannes Schima unter der Regie von Brit Löwenstrom – hat das Theater noch bis Karnevalssamstag im Programm.
Die Frohsinnsverweigerer Norbert (Eckhard Pfiffer) und Brigitte (Barbara Wiwianka) sind ein glückliches Kölner Ehepaar, das der jecken Zeit entfliehen möchte und im Internet unter „Joogle“ ein Rosenmontags-Wellness-Angebot entdeckt mit viel Entspannung im Oberbergischen Wiehl. Die „Wiehlness-Oase“ liegt zwar auf der Schäl-Sick, aber die zwei flüchten aus der Karnevalsbesetzen Zone der Kölner Südstadt um ein wenig Abstand zu gewinnen. Doch ist der Karneval tatsächlich tabu in der „Wiehlness-Oase“? Die als „einzige Jeckless-Area in NRW“ angepriesene Oase sollte garantiert „karnevalsfrei“ sein. Ein neues Wellness-Karnevalskonzept macht sie jedoch zur „Jeckness-Area“ und das Kölner Ehepaar ist zunächst entsetzt. Nach dem ersten Saunagang schwafelt dann auch noch der kopflastige und grüblerische Norbert endlos und die beiden zerstreiten sich. Brigitte sei ihm fast zu perfekt und sie stört, dass er den „Schalter in seinem Hirn“ nicht umlegen kann. Rund um dieses Beziehungstief wird es in der „Wiehlness-Oase“ aber doch recht karnevalistisch. Hubsi (Johannes Schima) und Babsi (Sabine Müller) sorgen hier für die jecke Stimmung. Für das Wellnessprogramm sind Oasen-Leiterin Karin (Kerstin Schwab) und Klara (Beate Breiderhoff) zuständig. Das geht von Saunaaufguss – „da haben es Saunierer und Karnevalisten gleich: in heißen Räumen und man muss viel trinken“ – über Massage bis hin zum Whirlpool. Nicht zu vergessen die karnevalistische Meditation. Ob dies aber alles die Ehe der beiden Kölner retten kann?
„Die Wiehlness-Oase ist das Erstlingswerk von Autor Johannes Schima. Seit 2010 ist er Ensemblemitglied im Schau-Spiel-Studio Oberberg und stand unter anderem in „Bunbury“ als John Worthing oder auch in „Frau Müller muss weg“ als verzweifelter Vater, der mehr Angst vorm Zeugnis hat als seine Tochter, auf der Bühne. Berührungsängste mit dem rheinischen Karneval hat der gebürtige Bayer offensichtlich nicht, denn er hat eine sehr sehenswerte Komödie geschaffen, in dem der Frohsinn der jecken Tage grandios verpackt ist. Und das Ganze hat er zudem dem Schau-Spiel-Studio Oberberg perfekt auf den Leib geschrieben. Ein tolles Stück zum 25-jährigen Jubiläum des Wiehler Theaters. Aus dem Ensemble hätte die Besetzung nicht besser gewählt werden können. Schima selbst als Hubsi, der beständig wechselt zwischen bayerisch, hochdeutsch und kölsch. Dazu als seine Karnevalsprinzessin Sabine Müller, die den trocken-rheinischen Humor nicht nur sprachlich perfekt rüberbringt. In der Rolle des trottelig-gutmütig und verzweifelten Norbert brillant Eckhard Pfiffer. Sehr quirlig und voll in ihrer Rolle als Brigitte aufgehend Barbara Wiwianka und auch die Besetzung der Wellness-Damen ist perfekt. Als Sven kommt noch Valentin Irmscher ins Spiel und für die musikalische Überbrückung beim Wechsel der Bilder – super gelöst mit einem drehbaren quadratischen Block, der mal Saunarückwand, Theke und Projektionswand ist – spielt Anton Schepansky auf dem Schlagzeug. Regisseurin Britt Löwenstrom hat zudem noch Videoeinspieler eingebaut, wie die ersten Szenen in der Kölner Wohnung von Norbert und Brigitte sowie die Fahrt gen Wiehl oder auch der „Jeckless Wiehlness-Oase“-Werbefilm. Löwenstrom führte schon Regie bei „Amber Hall“, steht selbst als Musical-Darstellerin auf der Bühne und inszeniert auf der Freilichtbühne Freudenberg. Die aktuelle Inszenierung „Die Wiehlness-Oase“ ist noch bis Karnevalssamstag an folgenden Terminen zu sehen: So. 21.01. (18 Uhr) / Mi. 24.01. / Fr. 26.01. / Sa. 27.01. (jeweils 20 Uhr) / So. 28.01. 18 Uhr) / Mi 31.01. / Fr. 02.02. und Sa. 03.02. (jeweils 20 Uhr) / So. 04.02. (18 Uhr) / Fr. 09.02. und Sa. 10.02. (jeweils 20 Uhr).
Vera Marzinski
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Fotos: Christian Melzer
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