Sparkassen-Forum beleuchtete die Wohlfühlbilanzen

Eine inspirierende Talkrunde rund um Kalorien, Kilometer und die Motivation, die Lebensqualität dauerhaft zu verbessern wurde beim 27. Homburger Sparkassen-Forum in der Wiehltalhalle geboten.

Von links: Professor Klaus Baum, Doktor Claudia Hennig, Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus, Professor Thomas Wessinghage und Moderator Ralf Henscheidt – Fotos: Christian Melzer

Vorstandsvorsitzender Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus konnte zum 27. Homburger Sparkassen-Forum in der Wiehltalhalle nicht nur rund 600 Gäste begrüßen, sondern auch den Hausherrn Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, seinen Stellvertreter Wilfried Bast, den Amtskollegen Bernd Hombach aus Nümbrecht, Landrat Hagen Jobi und den Landtagsabgeordneten Dr. Gero Karthaus. Unter dem Titel „Fit for Life“ erfuhren die Gäste Inspirierendes und Nützliches zum harmonischem Zusammenspiel von Lebensführung, Bewegung und Ernährung.

Auch Manfred Bösinghaus hatte sich zu dem Thema seine Gedanken gemacht und zitierte Theresa von Avila, die vor Jahrhunderten schon erkannte: ‚Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.‘ Nun sei dies allerdings nicht immer so einfach, wie es schiene. Die Balance zu halten und ganzheitlich zu Leben sei gerade in immer schnelllebigeren Zeiten schwierig. Die Internetplattform Twitter mit ihren Liveberichten von Flugzeugabsturz bis zur Privatfeier sei so ein Ausdruck der heutigen Lebensart. „Bei Fast-Food und Termindruck wird die Nahrungsaufnahme nur mehr dazwischengeschoben“, so Bösinghaus. Die Defizite seien sowohl in der Ernährung, als auch in der mangelnden Bewegung zu finden. „Wir sind ein Volk von Sitzern“, so der Bankchef.

Dazu hätten auch die vielen technischen Erleichterungen im Leben beigetragen, ob Bus und Bahn, Auto, Fahrstuhl oder auch die Fernbedienung, die einem tägliche Fußwege abnehmen. „Statistisch gesehen, haben wir seit Einführung der Fernbedienung drei Prozent an Körpergewicht zugenommen“, so der Sparkassenchef.

Man könne versuchen, dies zu kompensieren: Einfach mal Sonntags die Brötchen per Pedes einsammeln, dem Kollegen persönlich im Büro besuchen, anstatt zu telefonieren oder mailen und natürlich Sport zu treiben. „Dazu ist es natürlich nötig, Prioritäten zu setzten“, so Bösinghaus. Um Anstöße, Anregungen und Motivation zu erhalten, waren Professor Thomas Wessinghage, Doktor Claudia Hennig und Professor Klaus Baum zum Sparkassen-Forum geladen. „Ich hoffe, Sie erhalten Inspiration, wie Sie das tägliche Chaos aus Beruf, Familie und Freizeit besser bewältigen“, so Bösinghaus, der unumwunden zugab: “Auch vor meiner Tür sitzt ein kleines, graues Tier… namens `Gewohnheit`, dass ich versuche, einfach nicht zu beachten.“ Moderator Ralf Henscheidt vom WDR Studio Bonn erkundigte sich dann noch nach der Gesundheit der Sparkassenmitarbeiter. „Neben regelmäßigen Untersuchungen des Betriebsarztes bieten wir Rückenschulungen und Fitnesstests an, denn die Fürsorge für den Mitarbeiter ist ebenso selbstverständlich wie sinnvoll“, so der Sparkassenchef. Ein gesunder, motivierter Mitarbeiter arbeite nun einmal besser.

Ein Weg sich fit zu halten oder zu werden, zeigte dann eindrucksvoll Professor Thomas Wessinghage auf. Der Ausnahmeathlet, mehrfacher Europameister und Rekordhalter auf der Mittelstrecke, ist Facharzt für Orthopädie und physikalische und rehabilitative Medizin und Ärztlicher Direktor der Medical-Park-Kliniken im Tegernseer Tal. Sein TV Projekt „Von Null auf 42“, bei dem er Nichtläufer aller Altersschichten in einem Jahr zum New York Marathon führte, gilt als Paradebeispiel für individuelle Trainingspläne und Motivation. „Das ist kein Hexenwerk“, so Wessinghage. „Jeder kann körperliche Leistung erbringen. Meine Aufgabe war es, einen verständlichen Trainingsplan zu erstellen und die Protagonisten mit den herrlichen Aussichten auf den New Yorker Centralpark zu motivieren, den Rest haben sie alleine gemacht.“

„Es geht aber auch kürzer“, so der Mediziner. Zwei bis drei Trainingseinheiten von einer halben Stunde in der Woche wären schon gut, um sich fit zu halten. Nach seinem eigenen Laufrhythmus befragt, gab Wessinghage zu: „Ich bin zwar grundsätzlich diszipliniert, nur nicht beim Essen. Daher laufe ich genug, um mir jedes Essen leisten zu können.“ Dabei stünden durchaus auch Pommes, Cola und Burger auf dem Plan. Gefragt nach der Ausrüstung, riet der Sportwissenschaftler, sich auf sein eigenes Gefühl zu verlassen. „Laufen Sie ein wenig im Laden mit den Schuhen herum – fühlen sie sich darin wohl, so sollten Sie sich auf Ihren Fuß verlassen.“ Seine letzte „Sport“-Verletzung gab Wessinghage mit einer „Gasdruckferse“ an. „Die resultiert aus einem zu flachem Auto und zu festen Schuhen“, grinst der Professor. Ohnedies gäbe es beim Laufen deutlich weniger Verletzungen als bei den Kontaktsportarten, am höchsten allerdings sei die Quote der Kranken durch mangelnde Bewegung. „Die schonen sich zu Tode.“

Zum Thema Super Size und XXL war Doktor Claudia Hennig, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Anti-Aging-Präventionsmedizin sowie Herausgeberin des Journals „gesund alt werden“ und Organisatorin des Europäischen Präventionstags, geladen.

„Gerade in Puncto Ernährung spielt die frühe Prägung, aber auch die Macht der Gewohnheit eine besonders große Rolle“, so Hennig. Übergewicht und die Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck oder Zucker, seien zur Volkskrankheit mutiert. Der gelte es schon im frühesten Kindesalter zu begegnen. „Gesünder Leben muss geplant werden“, so Hennig, nur dann könne auch die veränderte Lebensführung zur guten Gewohnheit werden. Auch sie sehe sich häufig im Fadenkreuz zwischen Familie und Job und müsse sich dann ganz bewusst um Ausgleich, Sport und ausreichende Schlafphasen kümmern. „Das Burn-out-Syndrom wird häufiger, weil die Menschen die Gesundheit nicht mit einplanen“, warnt die Expertin.

Der Biologe, Sportwissenschaftler und Physiologe Professor Klaus Baum ließ dann das Publikum tätig werden. Als Koordinations-Coach der deutschen Handball-Nationalmannschaft hat er schon die Weltmeister in Balance gehalten und gab nun den Wiehlern gute Tipps: “Stellen sie sich beim Zähneputzen auf ein Bein, das trainiert die allgemeine Koordination ungemein“, riet der Physiologe. Nach einer Übungsphase könne man dies auch mit geschlossenen Augen probieren, das allerdings ließ in Wiehl noch die Reihen wanken. „Grundsätzlich gilt: Suchen Sie sich einen Sport aus, der Ihnen Spaß macht und halten Sie Maß. Wenn Sie für zwei laufen, aber für drei essen, dann nützt das beste Training nichts.“

Ob die angegebene Meterzahl der durchschnittlichen Beamtenbewegung von 400 bis 700 Metern pro Tag, wie sie Professor Wessinghage angab, verbrieft ist, ist Spekulation; jedoch wies der Klinikchef auf die grundsätzliche Bewegungsarmut im Alltag hin. „Da helfen auch nicht die durchschnittlichen 600 Kalorien, die das Gehirn am Tag verbraucht“, musste auch Henning die Zuschauer enttäuschen. Dabei käme es im übrigen nicht auf die Art und Weise des Denkprozesses an, ob RTL oder Schach ist zumindest kalorienneutral. Sie hingegen habe gute Erfolge mit Schrittzählern im Alltag gemacht. „Durch das transparente Ergebnis entsteht eine hohe Motivation. Da parkt man schon mal um die Ecke, nimmt die Treppen, anstatt des Fahrstuhls und schon kommen gut 70.000 Schritt pro Woche zusammen“, so die Anti-Aging-Expertin. Auch Wessinghage ist überzeugt: “Mit zwei Stunden pro Woche können Sie die Risikofaktoren schon enorm beeinflussen.“ Bedenke man, dass der durchschnittliche Fernsehkonsum bei dreieinhalb Stunden täglich liege, müsse eigentlich jeder in der Lage sein, diese Trainingszeit abzuknapsen. „Es gibt Leid und light – entscheidend ist, dass Sie Bewegung als etwas schönes entdecken“, so Motivator Baum.

Sparkassenchef Bösinghaus verriet dann noch seinen Trick, um täglich die Macht der „schlechten`Gewohnheit“ zu besiegen. „Jeden Tag deponiere ich meine Zahnbürste an einem anderen Ort. Auf der morgendlichen Suche danach durchbreche ich schon eine Routine und erinnere mich meiner Vorsätze“, lächelt der Banker. Ob nun Laufen, Walken oder Fahrradfahren, selbst neue Konsolenspiele gelten den Fachleuten als Bewegungseinheit, entscheidend sei die Regelmäßigkeit. „Wir motivieren so lange, bis die Bewegung zur Gewohnheit wird“, so Wessinghage. „Schön ist es, wenn schon während der Motivationsphase der Gewinn an Lebensqualität erkannt wird. Das Soziale Umfeld, Gruppen, Sportvereine oder eben auch die Herausforderung einer Spielkonsole können helfen, den entscheidenden Motivationskick zu geben“, erläutert Wessinghage das Individualprinzip im Trainings- und Motivationsbereich.

So gelte es auch bei dem Besuch von Fitnessstudios auf die Betreuung zu achten. „Effektiver und gesünder trainieren Sie mit einer fachlichen Betreuung, und die ist nicht zum Schleuderpreis zu haben“, warnte Trainer Baum.

„Gibt es ein zu alt oder zu dick um mit dem Sport anzufangen?“, die abschließende Frage von Manfred Bösinghaus. „Das ist immer eine relative Sache“, strahlt Fachmann Wessinghage. „Die Veränderung der Bilanzierung ist entscheidend, Sie müssen immer nur ein wenig mehr laufen als Sie essen,“ macht der Professor nicht nur den Bankern Mut, ein ganz neues Lebensgefühl, eine ganz neue Lebensqualität zu entdecken.

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Fotos: Christian Melzer

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