Phänomenales Musikerlebnis mit dem „World Percussion Ensemble“

Weltmusik bezeichnet Vieles und ist ein neben- und miteinander von Klängen, Melodien und Rhythmen im kulturellen Austausch. Sich mit anderen Stilistiken zu vereinen, begleitet seit jeher die Geschichte der Musik. Aber hier – beim Jazztagekonzert am Sonntagabend in der Wiehltalhalle – wurde es zu einem phänomenalen Musikerlebnis. Drei Percussionisten, die unterschiedlicher nicht sein konnten, präsentierten nicht nur auf brillante Art und Weise ihre eigene, traditionelle Musik, sondern ließen alles zu einer extrem spannenden Musik verschmelzen.

World Percussion Ensemble – Foto: Christian Melzer

Im Allgemeinen wird eigentlich alles als Percussion bezeichnet, was ein – meist kleines und oft afrikanisches oder südamerikanisches – Rhythmusinstrument ist. Davon lagen und standen auf der Bühne mannigfach herum – und erklangen beim Abend des „World Percussion Ensembles“ in den verschiedensten Stilrichtungen. Dazu ein Pianospiel, das durch seine harmonische Differenzierung wunderbare Melodielinien hinzufügte. Walter Lang ist ein Poet auf diesem Instrument und seit Jahrzehnten fester Bestandteil der europäischen Jazzszene. An diesem Abend setzte er ausgezeichnet die melodische Linie in das Musikspektakel.

Mit „Village Travel“ erzählte Njami Sitson singend und spielend eine Szene in einem afrikanischen Dorf. Dazu nutzte er die Cora, eine afrikanische Harfe, und beeindruckte mit seiner hohen Stimme. Der in Kamerun geborene Percussionist sang an diesem Abend Texte in Medumba, die weise Worte über das bewusste Denken und Handeln enthielten. In seine Musik floss das Trommelspiel von Japaner Takuya Taniguchi mit ebenso einer Leichtigkeit hinein, wie Marco Lobos schlagen auf dem Cajon. Dazu der Bass von Sven Faller und die perlenden Pianoklänge von Walter Lang. So vereinigte sich alles zu einem facettenreichen, musikalischen Bild. Und schon mit dem ersten Stück hatten die fünf Musiker das Publikum für sich gewonnen. Mit „Teno“ und „Yaoundé“ blieben sie zunächst noch in Afrika.

Den aus Bahia stammenden Brasilianer Marco Lobo hatte Walter Lang vor drei Jahren bei einem Stopp im Belgrader Flughafen kennengelernt. Aus einem langen Gespräch ist eine intensive Freundschaft und musikalische Zusammenarbeit gewachsen. Mit Schellen an den Fußfesseln und einer Berimbau improvisierte Marco Lobo ein faszinierendes Musikstück. Klanglich und auch optisch – durch die vielen kleinen und großen Rhythmusgeräte – sehr beeindruckend. Da schwang er bunte Plastikröhren, spielte auf einem Hang – ein Schweizer Klanginstrument – und mit diversen Rasseln. Walter Lang bezeichnete Marco Lobo als Motor des Ensembles, da er den Rhythmusteppich mit seinem Cajon-Spiel legt. Dazu präsentiert er natürlich immer wieder weitere Percussionseinlagen mit diversen Instrumenten.

Eindrucksvoll die große Trommel – eine Odaiko –, aber auch das Spiel von Takuya Taniguchi auf diesem Instrument. Mit dem Rücken zum Publikum führte er kraftvolle Schläge aus und ließ das imposante „Itzuki“ erklingen. Sein selbstkomponiertes Wiegenlied „Homura Kei To“ – nicht minder ergreifend. Sehr emotional sang er das Stück, zu dem Sven Faller den Kontrabass in brillanter Weise spielte. Seinen Solopart hatte der Münchner Bassist bei „Marco’s Dream“. Bei „Ban Ma Lah“ mutierte er sogar zum Trommler und bearbeitete gemeinsam mit Marco Lobo zwei japanische Trommeln.

Ein Stück als besonders herausragend hervorzuheben – das ist unmöglich. So unterschiedlich jedes Einzelne war, so besonders war es auch. „Das ist einfach zauberhaft“, so ein Gast in der Pause. Recht hatte er, die fünf verzauberten mit ihrer Musik. Und so viele Zuhörer, die im Nachhinein noch eine CD mitnehmen wollten gab es schon lange nicht mehr. Walter Lang hatte diese mit besonderer Freude angekündigt, denn just an diesem Tag hatten sie die erste Veröffentlichung ihrer gemeinsamen Musik erhalten. Er selbst erhielt dann auch noch etwas Besonderes: Njamy Sitson verriet dem Publikum, dass der Pianist Geburtstag hatte und das Publikum stand spontan auf und stimmte ein „Happy Birthday“ an. Ebenso spontan standen sie zum Schlussapplaus auf und nach den stehenden Ovationen erhielten sie mit „Mandela“ und „Mondonga“ zwei weitere faszinierende Stücke. Gemeinsam hatte das Quintett ein mitreißendes Klang- und Rhythmusfeuerwerk, das die Genregrenzen sprengte, entfacht und den Abend so zu einem phänomenalen Musikerlebnis werden lassen.

Vera Marzinski

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Fotos: Christian Melzer

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