„Jazz in der Kneipe“ – wieder ein voller Erfolg

Die Besucher der Dienstagabend-Veranstaltung der Wiehler-Jazztage hatten die Qual der Wahl. Gleich acht Bands in acht Kneipen sowie die „Brazzz“-Band, die mitten durch Wiehl marschierte und begeisterte. Blues, Jazz, Soul, Dixie, Country, Rock, Rhythm&Blues – alles von den unterschiedlichsten Formationen. Von jungen Musikern, wie der „Black Cat Combo“ in der „Black Box“ bis zu alteingesessenen Ensembles wie der „Climax Band Cologne“ im „Hotel Platte“. Hier konnte jeder etwas musikalisch Passendes für den Abend finden.

Foto: Christian Melzer

Im „Hotel zur Post“ erhielt „ProAm3“ Pianist Eckhard Richelshagen sogar ein Geburtstagsständchen. Der dritte Tastenkünstler bei den diesjährigen Wiehler Jazztagen, der an seinem persönlichen Feiertag zum Konzert auf der Bühne stand. Jazzkantinen-Keyboarder Simon Gray und der brillante Walter Lang vom „World Percussion Ensemble“ bekamen ebenfalls eine kleine Gesangseinlage an den Vortagen. Das Trio „ProAm3“ widmete sich überwiegend dem klassischen Swing, der Latin-Musik und den Jazzstandards der 60er Jahre, wie „Straight In Chaiser“ oder „Summertime“, aber auch Jobins „Wave“. Dies zusammen mit der hervorragenden Sängerin Susanne Schneider und Geburtstagsüberraschungsgast Bernt Laukamp an der Posaune.

Shuffle – ein Rhythmus, der vor allem im Blues und Jazz Anwendung findet – gehörte ebenso mit in das Programm der „Climax Band Cologne“ wie ihre rockig-poppige Seite. Hauptsächlich viel Swing aus den 60er Jahren gab es bei ihnen. Eine Liveband mit sechs Vollblutmusikern, die ein Garant für professionell dargebotene Qualität sind. Eine vielfältige Mischung aus Swing, Latin und Groove-Stücken versprach einen abwechslungsreichen und spannenden Abend mit „Red Clay“ im „Check Point“. Die aktuelle Besetzung der Jazz-Band der Musikschule der Homburgischen Gemeinden besteht seit etwa zwei Jahren. Michael Zirwes (Violine), Martina Clemens (Alt-Sax), Stefan Schanz (Tenor-Sax), Volker Stubel (Gitarre), Mechtild Franke (Piano), Reiner Woermann (Bass) und Maurice Pohl (Schlagzeug) überzeugten ihr Publikum mit eindrucksvoller Musik.

Besonders Eindrucksvoll die drei Jungs der „Black Cat Combo“. Begeistert feierte das Jazztage-Publikum die junge Nachwuchsband bereits 2010. Und sie sind noch besser geworden mit ihrem Musik- und Performance-Stil aus Elementen des Rockabilly, Jazz, Blues, Punk, Psycho und Rhytm’n Blues. Jung und unverbraucht und genial gut. Da kommt dazu noch so ein Spruch: „Nun ein Stück, das 1957 von Jerry Lee Lewis aufgenommen wurde – von uns im Original“. Sie haben nicht nur Witz und Spielfreude – da rockte ein „Roll Over Beethoven“ die „Black Box“ noch nach Mitternacht.

Schwierig war es ins „Wirtshaus“ zu den „Nosmo Kings“ zu gelangen und auch vorm „Café 90“, wo die „Vagabonds“ auftraten drängelten sich die Gäste vor der Tür. Mit Kompositionen der “Jazz’schen Art“ und eigenen Arrangements dazu viel Witz begeisterten die vier Musiker der „Nosmo Kings“. Andreas “Anti” Steinmeyer (Bass und Gesang), Blue George (Gitarre und Gesang), Saxophonist Bernd Winterschladen und Drummer Ralf Müller hatten nicht umsonst so guten Zulauf. Sängerin Katja Georgas Spanos war das absolute Zugpferd bei den „Vagabonds“ mit ihrer Stimme, die an Alana Miles und Melissa Etheridge erinnert. Sie kam jüngst bei der TV-Castingshow „The Voice of Germany“ bis in die Battlerounds. Aber auch die Band überzeugte mit Instrumental-Stücken wie „Smoke On The Water“.

Richtig guten Blues präsentierte die „Rawa Blues Band“ im „Sümpfchen“. Extrem groovig und unverfälscht ist der Sound von Sänger, Gitarrist sowie Bluesharpspieler Peter Szczyrba und Gitarrist Michel le Blanc, der ebenso wie Bassist Sven Leise auch gesanglich sein Können zeigte. Dazu legte Andreas Smyrek am Schlagzeug den perfekten Rhythmusteppich. Keine Neulinge beim Kneipen-Jazz der Wiehler Jazztage waren „Six4Jazz“ im “Cheer up“. Bereits zum dritten Mal in Folge traten sie hier auf und Sängerin Florence Eyok steigert sich jedes Mal in ihrer Bühenpräsenz. Ob „Route 66“ oder „Georgia on my mind“ – hervorragend.

Besonders hervorragend auch die Marching-Band „Brazzz“ zwischen den Kneipen. Nicht nur, dass sie mit ihrem Spiel die City zu einem Hörerlebnis auch auf der Straße werden ließ – sie sind einfach ein besonderes Eventhäppchen auf den Wegen von einem zum anderen Lokal. Dabei nutzten sie nicht nur ihre Instrumente, sondern alles, was ihnen in die Quere kam – der Postkasten vor der Sparkasse oder auch Abgrenzungspfosten.

Wer beim „Jazz in der Kneipe“ die unterschiedlichen Formierungen erlebte, konnte nach einem abwechslungsreichen Abend aus dem Wiehler Klein-New-Orleans schon mal das Datum für nächstes Jahr eintragen – dann ist voraussichtlich am Dienstag vor Himmelfahrt wieder Kneipen-Jazz angesagt. Und der lohnt sich!

Vera Marzinski

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Fotos: Christian Melzer

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