Evangelisches Forum: Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel fordert Wandel im Lebensstil

„Bei sinkendem Wohlstand muss sich die Kirche auf Kernbotschaft besinnen.“ Der Sozialwissenschaftler und Publizist Professor Meinhard Miegel fordert von der Gesellschaft einen Wandel des Bewusstseins und des Lebensstils.

V.l.: Stockhausen, Vorstandsvorsitzender Volksbank Oberberg, Prof. Dr. Meinhard Miegel und Superintendent Jürgen Knabe – Foto: Christian Melzer

Lebenszufriedenheit und Glück dürften nicht länger aus Wachstum und Wohlstand resultieren, sagte er am Buß und Bettag beim Forum des Kirchenkreis An der Agger in Wiehl, zu dem der Kirchenkreis gemeinsam mit der Volksbank ins Paul Schneider Haus in Oberwiehl eingeladen hatte. Nötig sei eine Hinwendung zu immateriellen Werten wie gelingende Beziehungen, sinnerfüllenden Aufgaben und Gemeinsinn, appellierte das Mitglied der Enquete-Kommission des Bundestages „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“.

Viel zu lange habe etwa die Kirche in zu großer Nähe zum Staat als Sozialstation agiert, kritisierte Miegel. Er verwies auf die harsche Kritik Jesu an Reichtum und dem Kleben an Geld und Besitz. Die Kirche müsse sich auf ihre einstige Botschaft „Lebt aus dem Inneren, lebt aus Immateriellen heraus und lasst euch nicht zuschütten vom rein Materiellen“ besinnen. Die immensen Staatsschulden, die nicht nur Griechenland sondern auch Deutschland aufgehäuft habe, wertete er als untauglichen Versuch, „die vorhersehbaren und auf längere Sicht unabwendbaren Folgen dieser fatalen Wirtschaftsform“ zeitlich nach hinten zu schieben. Zu erwarten, dass diese Schulden jemals getilgt werden könnten, sei eine Illusion. Sinkender Wohlstand sei unausweichlich.

Von der Aufforderung, „den Gürtel enger zu schnallen“, um abnehmenden materiellem Wohlstand inklusive Klimakatastrophe und Verelendung weiterer Teile der Weltbevölkerung womöglich in letzter Minute aufzuhalten, hält Miegel nichts. In den wohlhabenden Industrieländern werde der materielle Wohlstand ganz von selbst sinken, und die nötige Umstellung im Verhalten erzwingen, prognostizierte er. „Das System des fortwährenden Schneller, Höher, Weiter, des unendlichen Wachstums, des ständigen Mehr ist zu Ende“, sagte Miegel mit Blick auf die Entwicklung westlicher Industrienationen. Die Tragfähigkeitsgrenzen der Erde im Blick auf Ressourcenverbrauch und die Fähigkeit zur Regenerierung von Wasser, Boden und Luft würden fortwährend verletzt. Schon jetzt verbrauche die Weltbevölkerung das Eineinhalbfache der zur Verfügung stehenden Biokapazität. Wobei ein Viertel der Weltbevölkerung drei Viertel der Ressourcen verbraucht.

„Der westliche Lebensstil überfordert die natürlichen Versorgungs- und Entsorgungskapazitäten der Erde und darüber hinaus die Kapazitäten von Gesellschaft und Individuen. Raubbau ist sein Wesenskern“, sagte der CDU-Politiker, der sich seit Jahren mit den den sich ändernden Rahmenbedingungen von Wirtschaft und Gesellschaft befasst.

Eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe „Evangelisches Forum“, ist geplant.

Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:

Zum Vergrößern der Fotos bitte Vorschaubilder anklicken.

Fotos: Christian Melzer

Kategorien:

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert