„Lebensmelodien“ in der Wiehltalhalle

„Lebensmelodien“ – das sind jüdische Melodien, musikalische Werke, die im Zeitraum 1933 bis 1945 komponiert und gesungen wurden. Am 19. Oktober 2022 kommt diese Musik in der Wiehltalhalle zum Klingen.

Ein hochkarätiges Ensemble präsentiert die „Lebensmelodien“. Fotos: Andrej Grilc, Martina Siebenhandl, Gregor Hohenberg, Peter Adamik, Michael Hübner

Präsentiert wird das Programm von einem erstklassigen Ensemble: Christophe Horak, Francesca Zappa, Claudio Bohorquez, Oscar Bohorquez, Nur Ben Shalom, Michael Cohen-Weissert, Isidoro Abramowicz und Gunter Schoß. Das Konzert beginnt um 19:00 Uhr, der Eintritt ist frei. Das Projekt „Lebensmelodien“ wird vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, gefördert und steht unter dessen Schirmherrschaft. Der Vorstand des Freundeskreises Wiehl-Jokneam konnte dieses ungewöhnliche Projekt nach Wiehl holen.

Hinter den Lebensmelodien verbergen sich die Lebensgeschichten jüdischer Schicksale. Die Musik hat geholfen, in den Ghettos und Lagern zu überleben – oder auch von dieser Welt Abschied zu nehmen. Jede Melodie hat eine eigene Geschichte zu erzählen, jede Lebensmelodie ist an eine bestimmte Person oder Gemeinschaft gebunden – entstanden in den unmenschlichsten Situationen, wie Verfolgung und Mord, in denen die Musik Trost und Hoffnung bot.

Wir haben das Glück, dass zahlreiche Kompositionen und Geschichten erhalten geblieben sind. Etwa die Werke von Shmuel Blasz und Shmuel Lazarovich; zwei Freunden, die in einem ungarischen Arbeitslager singend, nebeneinander arbeitend, komponiert haben. Einer von ihnen hat überlebt und nach Kriegsende die Noten seines Freundes in dessen Schrank gefunden. Shmuel Lazarovich bewahrte die Werke auf und gab sie an die nächsten Generationen weiter, sodass man der Geschichte seines Freundes gedenken würde.

Seit 2022 führt das Team der Lebensmelodien neben Konzerten auch Workshops an Schulen durch. Durch die Konzerte und das Bildungsprojekt vermitteln die Lebensmelodien einen Einblick in die jüdische Kultur und tragen zu einer aktiven Erinnerungskultur in Deutschland und zum Kampf gegen Antisemitismus bei. „Im Vordergrund des Projekts steht die Bewahrung von Erinnerungen durch Musik und die Herstellung einer lebendigen Erinnerung“, erklärt der künstlerische Leiter des Projekts, Nur Ben Shalom. Das Projekt wird vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, gefördert. So konnte dieses besondere Erbe in den vergangenen zwei Jahren deutschlandweit in Konzerthäusern und an öffentlichen Orten hörbar gemacht werden. Es ermöglichte interreligiöse Kooperationen mit Synagogen, Kirchen und muslimischen Zentren. Die Lebensmelodien erklangen in verschiedenen Radio- und Fernsehproduktionen, zum Beispiel in Kooperation mit dem rbb.

Die Konzerte und Workshops werden von Musikerinnen und Musikern des Nimrod Ensembles und weiteren hochqualifizierten Künstlerinnen und Künstlern begleitet und durchgeführt. Seit 2022 gehört zu dem Lebensmelodien Projekt auch das Bildungsprogramm an Schulen, welches durch die Friede Springer Stiftung gefördert wird. Die Lebensmelodien arbeiten mit Schulen, zum Beispiel mit Gymnasien oder Musik- und Ballettschulen, zusammen. In Workshops lernen die Teilnehmenden die Melodien sowie die Schicksale der Personen hinter den Melodien besser kennen. Am Ende der Workshops führen die Schülerinnen und Schüler die Lebensmelodien in Konzerten auf. Durch seinen musikalischen Ansatz bietet das Projekt eine wertvolle Ergänzung zum Unterrichtsstoff über den Holocaust. Es ermöglicht den ihnen, Teil des zivilgesellschaftlichen Engagements im wichtigen Kampf gegen Antisemitismus zu werden.

Aber auch darüber hinaus vermitteln die Lebensmelodien wichtige Themen und Werte. Der Superintendent des Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg und Mitgründer der Lebensmelodien, Michael Raddatz, erklärt: „Freundschaft, Mut, Würde, Widerstand, sie sind in den Lebensmelodien bewahrt.“ Die Verbindung von Konzerten und der Bildungsinitiative ermöglicht eine einzigartige Form des Erinnerns und des Mitfühlens mit jüdischen Schicksalen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, sagt über die Lebensmelodien: „Die Musik spricht nicht nur Jüdinnen und Juden an, sie bewegt uns alle.“ Gemeinsam werden die jüdischen Melodien zum Leben erweckt und das Erbe der jüdischen Kultur in der deutschen Erinnerungskultur fortgetragen.

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